WvD

Wissensvermittlung in der Denkmalpflege e.V.

Der grüne Schatz von Ohorn

Führung am 24. Juni 2023


Altgehölze des Ohorner Parks, hier ein Berg-Ahorn

Unweit von Pulsnitz befindet sich das beschauliche Dörfchen Ohorn, welches etwas abseits vom Dorfkern mit einem schon von Weitem sichtbaren Altbaumbestand beeindruckt. Die schätzungsweise bis zu 250 Jahre alten Zeugen ihrer Zeit befinden sich im Park des ehemaligen Ritterguts von Ohorn, welches vom 19. Jahrhundert bis zum zweiten Weltkrieg Eigentum der Familie Hempel war. Die Hempels waren Bandwarenfabrikbesitzer und können aufgrund ihres damaligen Vermögens zu den bedeutendsten Großindustriellen Sachsens gezählt werden. 

Schmuckbeet um 1900 (Quelle: Familie Gebler)

Entsprechend repräsentativ wurde sowohl das Wohn- als auch das Parkgelände gestaltet. Auf ca. 3 ha Fläche wurde 1883 ein klassischer Landschaftspark nach lenné-meyerischer Manier angelegt. Der Entwurf geht auf den Gartenkünstler Friedrich Bouché (1850-1933) zurück, welcher Hofrat und Königlich Sächsischer Obergartendirektor war und schon zu Lebzeiten einen sehr angesehenen Ruf genoss. Nicht grundlos waren sämtliche königlichen Gärten wie der Große Garten in Dresden, der Barockgarten Großsedlitz und die Parkanlagen von Schloss Moritzburg in seiner Obhut. 

Ausschnitt aus den Entwurfsplanungen Bouchés: Buchtenreicher Teich mit bachartigem Zulauf (Quelle: Staatsfilialarchiv Bautzen, 50189 Sig. 186.)

Er fertigte für Familie Hempel vermutlich als Gefälligkeitsdienst die Entwurfspläne mit einem buchtenreichen Teich samt bachartigem Wasserlauf und einem geschwungenen Wegesystem, welches durch abwechslungsreiche Gehölzgruppen führte, an. Bis heute sind eine Gehölzgruppenplanung und eine vollständige Gehölzliste erhalten, welche Aufschluss über den vor 140 Jahren angelegten Park geben.






botanische Besonderheiten, wie z.B. der Zucker-Ahorn

Bei unserem Rundgang erkundeten wir die unterschiedlichen Szenerien im Wechselspiel von lichter Weite und dichtem Grün mit teils bis heute erhaltenen Sichtachsen. Dabei erläuterte die angehende Landschaftsarchitektin Lisa Hallex botanische Besonderheiten und wies auf geschickte Inszenierungen beispielsweise bei kontrastierenden Blattfärbungen hin, welche die Gesamtwirkung verstärken und das Auge beim Überblicken des grünen Reichtums immer wieder verweilen lassen. 

Vergleich der Szenerie auf einem Ölgemälde von 1872 mit den Bestandsbäumen

Unser Rundgang mit 22 Teilnehmern fand seinen Höhepunkt, als wir ein bisher unbekanntes Ölgemälde analysierten, welches teils noch heute erhaltene Gartenstrukturen zeigt. Derzeit befindet sich das Gemälde noch in Privatbesitz, das spürbare Engagement der Ohorner lässt aber darauf hoffen, dass das Gemälde in Zukunft wieder an seinen Bestimmungsort zurückkehren kann. Wir hoffen, mit unserem Rundgang ein größeres Bewusstsein für den grünen Schatz von Ohorn geschaffen zu haben, um nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, dass es jede Mühe wert ist, diesen Park als besonderes Kulturgut zu erhalten.
(Artikel von Lisa Hallex, Stand Juli 2023.)

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Die Führung wurde organisiert und durchgeführt von Anne Thriemer und Lisa Hallex: