Führung "Dresden der 1970er Jahre"
Neustädter Markt
Am 22. Juni 2019 durften wir nun bereits zum dritten Mal eine Führung von Kunstwissenschaftler Martin Neubacher erleben. Wir blieben unserer Tradition treu, bei jeder Führung ein weiteres Jahrzehnt zu beleuchten. Während wir 2016 eine Führung zu der Bebauung der 1950er Jahre und 2017 zu den 1960er Jahren erlebten, waren nun folgerichtig die 1970er dran. Als sehr markanten Ort für diese Zeit präsentierte uns Martin Neubacher den Neustädter Markt.
Zum Einstieg zückte unser Referent einen Wimpel aus DDR-Zeit. Dieser Flohmarktfund zeigte auf einer Seite die Gebäude des historischen Dresdens und auf der anderen jene der DDR-Moderne. Und so ging es los.
Von der Entstehung des Marktes im Mittelalter über die Entwicklung im Barock bis hin zu den Ideen im Kaiserreich erstreckten sich die Themen, und so bekamen wir schnell ein Gefühl für den Platz und dessen heutige Bebauung oder vielmehr jener der 1970er Jahre.
Hier wurden nicht einfach nur die Trümmer weggeräumt, um Plattenbauten zu errichten. Es gab in der Tat Wettbewerbe zur Bebauung. Es wurde die historische Achse auf der Hauptstraße aufgenommen und durch eine immer enger werdende Bebauung optisch gestreckt. Das WBS-70-System wurde für den Platz angepasst, sodass im Erdgeschoss Läden einziehen konnten. Zum Teil wurden sogar Fragmente der ursprünglichen Bebauung mit integriert. So geben Spolien z. B. Hinweise auf ein altes Kloster.
Anhand des umfangreichen Bild- und Kartenmaterials wurde klar, welche Qualität am Neustädter Markt zu jener Zeit entstand, die auch heute noch zu spüren ist, wenngleich der Platz in einem sehr bedauerlichen Zustand ist. Beispielhaft dafür gelten die Brunnen am Markt, die zum Teil aus der Barockzeit und andere aus den 1970er oder 80er Jahren stammen. Die Entwürfe der beiden großen Brunnen, welche mittlerweile unter Denkmalschutz stehen, gehen auf Friedrich Kracht zurück.
Insgesamt war es wieder ein sehr interessanter Vortrag, und so freuen wir uns auf eine Weiterführung dieser Reihe im nächsten Jahr!
Vielen Dank an Martin Neubacher, der sich auch über die Plattform Ostmodern.org engagiert.
(Martin Kollna, Stand: Juli 2019)