Wie es vermutlich zu Wandgemälden kam und wie wir sie bewahr´n
14. Januar 2024
„Nicht mit den Stiften an die Wand malen!“ Das ist wohl ein Satz, der vielen Eltern notgedrungen über die Lippen kommt. Doch was wäre, wenn sich jeder Künstler darangehalten hätte? Uns wäre Jahrhunderte alte Kunst- und Kulturgeschichte auf den größten Bildträgern, den Wänden selbst, entgangen. Glücklicherweise nutzten in der Geschichte die Menschen nicht nur Höhlenwände, sondern auch Oberflächen an Fassaden und Innenräumen, um der Nachwelt etwas zu hinterlassen. Es sind aber nicht nur Botschaften des Künstlers, sondern auch des Gebäudes selbst sowie dessen Nutzer, mit dem sie eng verbunden sind. Diese feste Verbundenheit ist für jene eine Herausforderung, die heute diese Botschaften lesen wollen. Zu ihnen gehört Liza Koebernik, Diplomrestauratorin für Wandmalerei und Architekturfarbigkeit. Denn ihre Untersuchungen, Restaurierungen und Konservierungen können jeweils nur am Gemäuer selbst durchgeführt werden. Ort des Geschehens war der Westflügel von Schloss Strehla in Sachsen, über dessen Besonderheiten uns Liza in einem reich bebilderten Onlinevortrag berichtete. Dort befindet sich nördlich des Trinkstübchen ein Raum, dessen wertvolle Renaissance-Wandmalereien von 1532 eine der bedeutendsten in Sachsen sind. Im Zuge der Untersuchungen und Recherchen kristallisierten sich die Raumfunktion und der Begriff der Tafelstube heraus. Die ältesten Malereien gleichen jenen der Trinkstube und wurden auf das Jahr 1536 datiert. Im Rahmen der Arbeit erfolgte eine raumgreifende Bestands- und Zustandsaufnahme, die Erarbeitung eines Konservierungs- und Restaurierungskonzepts sowie dessen Realisierung an einer Musterfläche. Der Fokus lag dabei auf den ältesten Raumgestaltungen, die vermutlich zwischen dem 15. und 17. Jh. einzuordnen sind. Zusätzlich sind stilistische und kunsttechnologische Auswertungen zu weiteren Wandmalereien, u. a. aus der Cranach-Werkstatt, eingeflossen. Auch für Laien sehr gut nachvollziehbar skizzierte Liza ihre wichtigsten und spannendsten Arbeitsschritte, wodurch sie einen wertvollen Einblick in ihr Berufsbild gab. Wir danken Liza herzlich für diesen spannenden Exkurs!
Wer weitere interessante Einblicke in Berufe wie den von Liza erhalten möchte, kann sich gern unserer kostenlosen Online-Vortragsreihe „Erzähl mal“ anschließen. Infos zu den nächsten Terminen erhaltet Ihr auf unserer Homepage, im Newsletter oder bei Instagram. Wir freuen uns, Euch dort bald zu sehen! Wer sich jetzt ein Herz gefasst hat, seine Kinder lieber doch an die Wände malen zu lassen, kann uns gern ein paar Eindrücke davon schicken. Eine „stilistische Einordnung“ der Kunstwerke gibt es dann zur nächsten Folge „Erzähl mal“. 😉
(Artikel von Lisa Hallex, Januar 2024.)