Stadtexkursion Amsterdam 3.-6. Oktober 2024
Im Rahmen der Reihe "Europas Metropolen"
Auf unserer dreitägigen Reise nach Amsterdam lernten wir die wunderschönen Straßenzüge und zahlreichen Grachten dieser bezaubernden Stadt kennen. Bei sonnigem Herbstwetter bot sich uns mit den Spiegelbildern der vielen schiefen Giebel ein besonders schöner Anblick auf dem Wasser. Martin Kollna erläuterte während eines Stadtrundgangs durch die Altstadt, wie es aus stadt- und bauhistorischer Sicht zum heutigen Erscheinungsbild der Stadt kam, und gab den Teilnehmern das Werkszeug an die Hand, eigenständig maßgebliche Stadtstrukturen zu erkennen.
Auch Besonderheiten wie der Beginenhof standen auf unserem Programm. Der begrünte Innenhof ist teilweise von den ältesten Häusern der Stadt umgeben, befindet sich ca. 1 m unter dem heutigen Niveau der restlichen Amsterdamer Altstadt und bildet bis heute das mittelalterliche Straßenniveau ab. Die Häuser wurden von sogenannten Beginen bewohnt – Frauen, welche sich ohne Keuschheitsgelübde in einer klosterähnlichen Struktur um Bedürftige kümmerten.
Nach einer Besichtigung des Hortus Botanicus, eines der ältesten botanischen Gärten der Welt, genossen wir mit Blick auf exotische Gewächse einen Kaffee. Schließlich gelang es hier erstmals außerhalb Arabiens, Kaffeepflanzen zu kultivieren. Der Garten profitierte ursprünglich stark von der Expansion des holländischen Kolonialreichs und wurde in seinen Anfängen als medizinischer Garten genutzt. Die im Laufe der Jahrhunderte angesammelte Artenvielfalt diente auch Carl von Linné als Studienort, auf dessen Klassifikationssystem bis heute u. a. die lateinischen Namen von Pflanzen zurückgehen.
Der Besuch im Rijksmuseum, dem niederländischen Nationalmuseum, widmeten wir mehrere Stunden der riesigen Sammlung für Malerei u. a. aus dem „Goldenen Zeitalter“ der Niederlande. Doch auch skulpturale Kunst und hochwertigste Möbelstücke zählen zu den ca. 8000 Exponaten. Möbelrestaurator Frieder Eifler brachte uns die Entstehungsgeschichte eines besonders raffiniert und aufwendig gefertigten Möbelstücks aus der Möbelmanufaktur von David und Abraham Roentgen näher.
Als eine der bedeutendsten Kunsttischlereien Europas belieferten sie die großen Fürstenhöfe wie Berlin, Paris und St. Petersburg. Aus der Zeit zwischen 1760 und 1765 stammt der Pultschreibtisch mit Tabernakelaufsatz, welcher für den Kurfürsten und Erzbischof von Trier gefertigt wurde. Gebaut aus einer Vielzahl von Edelhölzern, mit Einlagen aus Silber, Kupfer, Messing, Schildpatt, Elfenbein und Perlmutt sowie Zierelementen aus feuervergoldeter Bronze. Das Prunkmöbelstück besticht durch kunstvoll gefertigte Intarsien und eine Vielzahl an Schubkästen, Mechaniken und Geheimfächern.
Im Anschluss besuchten wir den weitläufigen Vondelpark, um das rege Treiben der fahrradaffinen Amsterdamer beobachten zu können. Der im Landschaftsstil gestaltete Park besticht mit seiner Artenvielfallt und gestalterischen Reizsetzung durch gekonnt inszenierte Pavillonbauten. Doch die Lage des Parks ca. 1 m unter dem Meeresspiegel bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, wie Landschaftsarchitektin Lisa Hallex erläuterte. So werden nicht nur die Häuser der Altstadt mit Pfählen im Boden verankert, sondern teilweise auch die Bäume vor dem Versinken mit unterirdischen Stützen bewahrt.
Deutlich ließ sich während unserer Reise herausarbeiten, wie stark die intensiven Handelsbeziehungen in Übersee über Jahrhunderte hinweg bis heute die Stadt geprägt haben. Die offenherzige Art der Amsterdamer war für uns an zahlreichen kleinen Begebenheiten spürbar. Sie ließ uns den Aufenthalt in Amsterdam nicht nur bei einer abschließenden Grachtenfahrt in den Sonnenuntergang sehr genießen.
(Artikel von Lisa Hallex, Oktober 2024)