WvD

Wissensvermittlung in der Denkmalpflege e.V.


Der Schlossplatz – Vestibül und Visitenkarte der Altstadt von Dresden

Man muss gar nicht immer in andere Länder fahren, um Neues zu sehen und zu erleben. Oft reicht es, die Umgebung einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und das, was man täglich sieht, mit anderen Augen zu betrachten. Deshalb widmeten wir unsere Aufmerksamkeit Anfang April ausgiebig dem Schlossplatz in Dresden – der Visitenkarte der Stadt, allzeit beliebtes Fotomotiv und Zeuge vieler Jahrhunderte des historischen und vor allem architektonischen Wandels.

Figurengruppe "Der Morgen" an der Brühlschen Terrasse, 2023.

Der Tag wurde in zwei Teile gegliedert. Zuerst trafen wir uns am Vormittag bei Dr. Sebastian Storz und Frau Reichle im „Forum Baukultur“, wo wir bei einem langen, aber sehr informativen Vortrag über die Geschichte der Stadt und des Schlossplatzes informiert wurden. Als Architekt und Bauhistoriker vermittelte uns Dr. Storz umfangreiches Wissen anhand einer PowerPoint-Präsentation. Er sprach zum Beispiel davon, dass der Dresdner Schlossplatz kein geplanter Platz war, sondern über die Jahrhunderte so gewachsen ist (der einzige geplante Platz der Altstadt war der Marktplatz). Die mittelalterliche Stadt Dresden lag an einem höher gelegenen Punkt und war umgeben von Sumpf. Wie so oft hatte also die Natur die Lage bestimmt.

Nach und nach kamen zu diesem alten Stadtkern noch weitere Bebauungen hinzu, beispielsweise eine Wallanlage oder Rampartbefestigungen nordöstlich der Kernstadt im 16. Jahrhundert, die auch die Frauenkirche einbezogen und sich bis zum dann neu gebauten Rampischen Tor erstreckten.

Überraschend fanden wir, dass die Augustusbrücke, die heute zum Schlossplatz führt, noch im 16. Jahrhundert direkt bis zum Georgentor verlief. Das können aufmerksame Besucherinnen und Besucher an den Linien auf dem Platz erkennen, die von der Brücke bis zum eben genannten Tor zu finden sind.

Zum Schluss erläuterte Herr Dr. Storz die Formensprache der Dresdner Architektur und entschlüsselte deren Ursprünge, indem er zurück in die Renaissance und dann bis ins Frühchristentum einen Bogen spannte. Auf diese Art erhielten die Zuhörer und Zuhörerinnen das Handwerkszeug, sich Fassaden selbstständiger erschließen zu können, da bestimmte Formen einen starken Wiedererkennungswert haben.

Theaterplatz Zierfries (Foto: WvD 2023)


Nachdem das Forum Baukultur uns die Fassaden der einzelnen Gebäude auf dem Schlossplatz erklärte und auf besondere Details hingewiesen hatte, begaben wir uns nach einer Pause Richtung Schlossplatz, wo der zweite Teil der Führung stattfand. Ein Abstecher über die Brühlsche Terrasse und zum Theaterplatz rundete die stark wissenserweiternde Führung ab.

Wir sind sehr dankbar, von Dr. Storz und Frau Reichle einen neuen Blick auf die Dresdner Vedute erhalten zu haben. An zahlreichen Stellen wurde deutlich, wie vielfältig die Einflüsse verschiedenster europäischer Länder waren und zu dem Erscheinungsbild der Stadt maßgeblich beigetragen haben.

Wir wünschten, unsere Bundesinnenministerin Nancy Faeser hätte diesen Vortrag angehört. Dann wäre ihr Irrglaube, der Heimatbegriff sei ein Problemfall, nicht aufgekommen.  „Wir müssen den Begriff „Heimat“ positiv umdeuten und so definieren, dass er offen und vielfältig ist.“

Unvorstellbar, wie ästhetisch arm die „Visitenkarte Dresdens“ und viele andere Orte ohne das Vermögen unserer Vorfahren wären, über den Tellerrand hinauszuschauen.


Quod erat demonstrandum  - dafür gilt dem Forum Baukultur bester Dank!

(Anne Thriemer, Lisa Hallex, Stand April 2023)


Die Veranstaltung wurde durchgeführt von:


angehende Landschaftsarchitektin