WvD

Wissensvermittlung in der Denkmalpflege e.V.

Ein Wochenende „Blaumachen“ in Görlitz, 2016

Doch was hat „Blaumachen“ mit der Görlitzer Stadtgeschichte zu tun? Den Gründen gingen zehn Mitglieder und Interessierte des Vereins für Wissensvermittlung in der Denkmalpflege Anfang April auf den Grund, während sie sich mit dem Thema „Färben mit Naturfarben“ auseinander setzten.

(Foto: WvD, 2016)


Die fachliche Anleitung setzte Christin Prill, BA für Farbtechnik und Raumgestaltung, größtenteils praktisch um und lieferte das Grundwissen für das Kochen nach traditionellen Farbrezepturen. Dafür gab sie einen umfassenden theoretischen Einblick in die Welt der Naturfarben und deren geschichtlicher Entwicklung. Insbesondere Görlitz bietet dazu anschauliche Beispiele, wie das Waidhaus im Herzen der Stadt. Die Teilnehmer erfuhren Wissenswertes über das wichtige Privileg der mittelalterlichen Stadt Görlitz, das Stapelrecht seit 1339. Es bildet die Grundlage für profitreichen Handel, Reichtum und das Erblühen der vorerst gotisch, später stark von der Renaissance geprägten Stadthäuser von Görlitz. Dabei stand die Färberpflanze Waid im Mittelpunkt, welche vor dem Import des aus Indien stammenden Indigo die wichtigste blaufärbende Pflanze im europäischen Raum war, wofür entsprechend hohe Handelspreise verlangt wurden.

Zur Umsetzung der Rezepturen wurden während einer Kräuterführung unter Anleitung von Lisa Hallex frische Zutaten wie Brennnessel, Apfelrinde und Eichenrinde gesammelt. Doch auch Holunderbeeren des letzten Jahres, Rudbeckiablüten – auch Sonnenhut genannt –, Zwiebelschalen, Rote Beete und Granatapfelschale waren Ausgangsstoffe für beeindruckend intensive Farbbäder. Genutzt wurden die Farbergebnisse für das Einfärben von Baumwollstoff und Seidenpapier und ungeplanter Weise auch der Hände der Teilnehmer …

(Foto: WvD, 2016)


Parallel bot der Verein die Möglichkeit zur Papierherstellung bei schönstem Frühlingswetter auf dem Gelände des Scharfrichterhauses am Rande der Altstadt an. In Kombination mit den farbenfrohen pflanzlichen Auszügen entstanden kreative Kunstwerke aus handgeschöpftem Papier.

Der Samstagabend war der jährlichen Mitgliederhauptversammlung des Vereins „Wissensvermittlung in der Denkmalpflege e.V.“ (WvD) vorbehalten und thematisierte unter anderem die zukünftigen Aktionen des Vereins. Weiterführende Informationen dazu und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Interessenten auf der Homepage des Vereins unter www.denkmal-wissen.de.

Sehr anschaulich erläuterte Holzrestaurator und Vorsitzender des WvD, Frieder Eifler, ein ganz außergewöhnliches Thema: „Historische Durchfärbeverfahren an saftfrischem Holz“. Techniken aus dem 14. bis hin ins 20. Jahrhundert waren Gegenstand seiner zahlreichen Experimente, um die Eigenschaft von frisch geschlagenen Bäumen, noch Farbstoffe durch alle Pflanzenteile zu leiten, auszunutzen.

(Foto: WvD, 2016)


Nach getaner Arbeit und zahlreichen farbenfrohen Resultaten auf Stoff, Papier und Händen rundete der angehende Architekt, Martin Kollna, mit seinem tiefgründigen Wissen über die Stadtgeschichte von Görlitz und Baustilkunde das Wochenende zum Thema „Pflanzenfarben auf der Spur“ mit einer Stadtführung ab.
Damit erreichte der WvD sein Ziel, Wissen zu bewahren, zu fördern und ein Bewusstsein zu schaffen, um unser Kulturgut gebührend wertzuschätzen. Besonderer Dank gilt der Zusammenarbeit mit der Jugendbauhütte Sachsen, ohne deren Unterstützung dieses und zahlreiche andere Wochenendseminare nicht in dieser Form umsetzbar wären. (Weitere Informationen unter www.denkmalschutz.de/denkmale-erleben/jugendbauhuetten.html)

Ziel des Vereins „Wissensvermittlung in der Denkmalpflege e.V.“ ist es, Interessierten eine Kontaktplattform zu bieten, um sich auszutauschen, sich weiterbilden zu können und Hand in Hand zu arbeiten. So soll auch der Gedanke der Jugendbauhütten und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) weitergetragen und gefördert werden.

 

(Lisa Hallex, Stand 6. April 2016)

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