WvD

Wissensvermittlung in der Denkmalpflege e.V.

Frühlingswanderung durch das Seifersdorfer Tal, 2016


„Aus diesen Denkmälern und Inschriften spricht noch heute lebendiges Herz. Diese Menschen um 1790 lebten ein Leben des Geistes und sie hatten den Mut, dieses innere Leben des Geistes darzustellen, es öffentlich darzuleben in Denkmälern und Inschriften. Es waren Künstler, die, was sie im Herzen fühlten, in Baumgruppen, Denkmälern und Inschriften aussprachen und ausdrückten.“


"Das Seifersdorfer Thal" von W.G. Becker und "Führer durch das berühmte Seifersdorfer Tal" von Pfarrer Karl J. Friedrich.

(Buschwindröschen [Anemone nemerosa], Foto: WvD, 2016)


Ganz ähnliche Eindrücke sammelten wir an einem herrlichen Frühlingstag Anfang April bei einer Wanderung durch die von der Großen Röder geschaffenen Schluchten. Im Landschaftspark Seifersdorfer Tal beschäftigten wir uns mit Gartendenkmalpflege, Kräuterkunde und Besonderheiten der Flora und Fauna. Seinen reichen Erfahrungsschatz vermittelte uns der gelernte Landschaftsarchitekt, Volker Schenk, auch zu Themen natürlicher Baumaterialien, sowie zu Einflüssen von Sturmschäden, Hochwasser und Renaturierung.
Zwischen der Grundmühle und der Niedermühle nahe Seifersdorf, nördlich von Dresden, erkundeten wir den langgestreckten Landschaftsgarten aus dem 18. Jahrhundert. Konzipiert wurde er von Christina Brühl im Geiste der Aufklärung, und so begaben wir uns auf die Spurensuche nach den Besonderheiten und Beweggründen für dessen Erschaffung.

(Foto: WvD, 2016)


Wer gern mehr erfahren möchte, kann den ersten deutschen Landschaftsgarten auch bei einer der vielen Veranstaltungen des Seifersdorfer Thal e.V. erkunden: https://tinathal.de/.

„Empfindsamer“ Landschaftsgarten

In der anmutigen, durch malerische Felspartien gekennzeichneten Landschaft konzipierte die Familie Brühl entlang des Flusslaufes der Großen Röder zahlreiche Gartenpartien im Sinne der Empfindsamkeit. Besonders die geistvolle Gräfin Tina widmete sich der Aufgabe, einen Garten zu schaffen, der "unterhalten, belehren und rühren soll", der nicht "bloß Kunstwerk" ist, sondern dem "Geist und dem Herzen Stoff zur Beschäftigung gibt". Der aufklärerische Optimismus, die Menschen durch ethisch-didaktische Bildung, vermittelt durch gartenkünstlerische Inszenierung in einer sanften, ländlichen Natur, zum Humanismus zu führen, spricht allerorts aus dem Bildprogramm dieses Landschaftsgartens. Anregungen dafür fanden die Brühls besonders in der Theorie Johann Gottfried Herders, mit dem sie wie mit vielen anderen Persönlichkeiten des Weimarer Kulturkreises engen freundschaftlichen Verkehr pflegten.
Seifersdorf entwickelte sich abseits des Dresdner Hofes zu einem regen kulturellen Zentrum, wo Künstler wie der Komponist Johann Gottlieb Naumann, die Dichter A. G. Meißner und J. L. Neumann sowie der Schauspieler und Dramatiker J. Chr. Brandes in ihrem Wirken für die deutsche Nationaloper und Bühne Verständnis, Anregung und Unterstützung erhielten.


(Lisa Hallex, Stand: 10.04.2016)

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